Es war ein etwas w?rmerer, aber definitiv immer noch kalter Tag. Die warmen Strahlen der Sonne blinzelten am Horizont hervor, hatten jedoch keinen Schnee mehr, den sie wegschmelzen konnten. Die Landstra?en waren schlammig und die B?ume waren immer noch kahl. Entlang dieser ritten sie nun aber an. Hufe donnerten die weiten Landstriche entlang. Der gro?e Tag war gekommen. Trupp M, der von August angeführt wurde, ritt geschwind Richtung Osten, nach Meglarsbruck. Sie würden genau zur rechten Zeit ankommen, wenn er sich die Sache richtig ausgerechnet hatte. Und August lag selten falsch.
Eine Handvoll Soldaten sa?en an einem Kontrollposten entlang der Hauptstra?e. Sie a?en gerade ihr Frühstück und manche von ihnen hatten ein paar kleine Arbeiten begonnen, obwohl die meisten nur gelangweilt herumlungerten. Auf der Oberfl?che eines Wassereimers konnte einer die ersten Erschütterungen sehen. Er ging zu seinem Vorgesetzten deswegen, doch noch bevor er diesen darauf ansprechen konnte, begannen es alle zu vernehmen. Das Donnern der Hufe aus der Entfernung brachte alles zum Vibrieren. Die M?nner standen auf und blickten umher. Dann kam pl?tzlich die Heerschar von Trupp M über die Hügelkuppe herab. Die Regimesoldaten griffen schnell nach ihren Piken oder was sie sonst so finden konnten, und stellten sich ganz schnell auf, um den Kavallerieangriff abschmettern zu k?nnen. Aber als sie sahen, wie die hunderten an Reitern, die den Hügel hinabeilten, zu tausenden zu werden schienen, da mehr und mehr über die Kuppe emporkamen, packte sie doch die Ehrfurcht. Erst als es schon zu sp?t war, ersp?hten sie einen Burschen, der ganz vorne die Kompanie anführte. Er ritt aber kein Pferd, sondern flog!
Wenzel erreichte den Posten als erster. Ein Bogenschütze versuchte ihn abzuschie?en, aber der Pfeil prallte einfach von seiner Rüstung ab. Er streckte seine Hand nach vorne und pustete die Aufstellung der Pikeniere mit einer telekinetischen Druckwelle weg! ?Los, los!“, schrie August so laut er konnte, seinen M?nnern signalisierend, dass sie im Galopp durchreiten sollten. Ein Schock lief durch die Reihen der überraschten Feinde, welche zu einem gro?en Teil zur Seite sprangen oder sich hinter irgendwas versteckten. Mancher wurde auch tats?chlich einfach niedergetrampelt! Wie eine Orkanb?e fegten die M?rtyrerbrigaden durch den Kontrollpunkt, ohne langsamer zu werden. Sie würden sich nicht aufhalten lassen! Der junge Wenzel lie? sich wieder zurückfallen und landete im Sattel seines Pferdes. Die ganze Reise zu fliegen w?re ihm doch zu anstrengend gewesen. Er blickte hinüber zu Brahm. Dieser hatte ein enthusiastisches Grinsen im Gesicht. Weiter ging’s Richtung Meglarsbruck.
Langsam neigte sich nun der Tag seinem Ende zu. Die Sonne begann am Horizont zum Abendrot zu werden und Reginald starrte zu diesem hin. Das gleichnamige Unternehmen würde demn?chst anlaufen. Der junge Mann umklammerte seine Posaune vor lauter Spannung so sehr, dass seine Fingergelenke sich wei? f?rbten. ?Nur noch wenige Minuten!“, sprach er leise zu sich. Schlie?lich ging die Sonne unter und es wurde wirklich dunkel. Jeden Moment würde es halb acht sein. Auf diesen Augenblick hatte er sein ganzes Leben lang gewartet. Dieses Regime, das sein eigenes Volk hasste, es verfolgte und im Elend schmachten lie?, würde nun endlich fallen! Er kletterte auf das Dach des Hauses und holte tief Luft. Dann lie? er die Posaune ert?nen. Fast gleichzeitig, wenn auch mit ein paar Sekunden Unterschied, waren dieselben Blasinstrumente in der ganzen Stadt zu h?ren. Ein unheilvolles Gefühl überkam ihn, welches aber sogleich vom Rausch seines Adrenalins übertüncht wurde. Die Revolution hatte endlich begonnen!
M?nner, die alle m?glichen unterschiedlichen Waffen und Rüstungen, beziehungsweise zum Teil auch nur dickere Kleidung zum Schutz trugen, eilten zu ihren Zielpunkten. Sie alle hatten rote B?nder um den Oberarm gebunden, um sich gegenseitig erkennen zu k?nnen. Die Soldaten der Stadt hatten zwar die Posaunen geh?rt, dachten sich aber nicht so viel dabei, obwohl es natürlich au?ergew?hnlich war dieses sakrale Instrument, welches normalerweise am Morgen die Messen ankündigte, um diese Uhrzeit zu h?ren. Anfangs ging das Unterfangen noch relativ still ab, bis jedenfalls die ersten Gefechte begannen. Die M?rtyrer marschierten geschwind auf die Stadtkaserne zu, die riesig war und vom Design her, wie eine Burg aussah. Die Wachen schlugen gleich Alarm, als sie die Truppe um die Ecke kommen sahen, doch sie hatten nicht viel Zeit und wurden sogleich von diesen gestürmt und erschlagen. Von Innen wurde dann das Tor von einem Kollaborateur ge?ffnet. Alle Mann stürmten hinein und das Gemetzel begann! Gleichzeitig waren andere Trupps damit besch?ftigt das Rathaus und die Gilden zu stürmen. Ein Team war beauftragt das Stadttor zu ?ffnen, um den vom Hauptquartier kommenden Haupttrupp unter Führung Augusts hereinzulassen. Dies gelang relativ schnell, doch gab es da ein Problem. Wo war der Haupttrupp? Wo war Trupp M?
Mittlerweile war es finster geworden und August rief seinen K?mpfern zu, ihre Pferde so viel wie m?glich anzuspornen. Er hatte sich wohl geirrt, wie schnell er dort sein würde! Zum Glück waren die Mauern der Stadt schon in der Ferne zu erkennen. Er hatte sich also nur um ein paar Minuten verrechnet, doch diese kleine Versp?tung k?nnte den entscheidenden Unterschied ausmachen! ?Grrr!“, machte der Mann animalische Ger?usche. Am liebsten h?tte er sich selbst geschlagen für sein Versagen! Von Weitem waren ein paar Rauchschwaden zu erkennen, jedoch nur im ?stlichen Teil der Stadt, wo die Garnison stationiert war. Endlich kamen die M?rtyrerbrigaden in der Stadt an. Die Stadttore waren schon offen und sie galoppierten schnurstracks durch. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Die Objektive war das Rathaus, also der Verwaltungssitz Meglarsbrucks. Wenzel versuchte sich ein Bild von der Stadt zu machen, konnte das aber kaum tun, da sie derma?en in Eile waren. Eines war aber klar: Er konnte keine riesigen Zerst?rungen sehen. Die H?lfte von ihrem Trupp trennte sich von ihnen, als sie zur Gabelung kamen, die sie in Richtung der Kaserne führte. August und Wenzel dr?ngten einstweilen weiter ihrem Ziel entgegen.
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Schlie?lich kamen sie am Platz vor dem Rathaus an, das absolut gigantisch war, weil es einst der Herrschersitz der Melgarionen gewesen war. ?Kompanie, haaaalt!“ Die Reiterkompanie kam zum Stillstand. Die meisten stiegen ab. Nun machte sich gleich eine ganze Mannschaft an K?mpfern auf vorausbesprochenen Befehl August ins Innere des Palastes auf. Endlich konnte sich unser Protagonist jetzt einmal kurz umsehen. Die Stadt schien in fast normalem Zustand zu sein, soviel man im Dunkeln davon halt ausmachen konnte. Die monumentale Kathedrale im Stadtzentrum schien auch intakt und nicht eingefallen zu sein, so wie in seiner Prophezeiung. Er h?rte einiges an L?rm in der Stadt, aber es war Gro?teils kein Jammern oder Schmerzgeschrei. Seine Vision war nicht zugetroffen. Dennoch begannen nun mehr Menschen auf die Stra?en zu dr?ngen, wie es auch zu erwarten war. Der Stabschef deutete ihm mitzukommen. Jetzt gingen sie, begleitet von einer Schar an M?rtyrern und natürlich Brahm und Ferenc die langen Treppen zum Herrschaftssitz hoch. Erst jetzt fiel Wenzel auf, dass zerknittert am Boden die gold-schwarze Greifenfahne Ordaniens lag. Er streckte seinen Kopf nach oben, um zu sehen, wo sie heruntergefallen war. Auf der Spitze des Geb?udes sah er da die Fahne der M?rtyrerbrigaden gehisst. Die rote Fahne der Revolution wehte über der alten Kaiserstadt!
W?hrenddessen kam Feldmarschallleutnant Tassilo mit seinen M?nnern bei der gro?en Kaserne an. Sie waren an ein paar Gefallenen entlang der Stra?e vorbeigeritten, aber nichts, was sie als ?überm??ig“ gesehen h?tten. An der Front der Kaserne hing nun die rote Flagge der der Ihrigen herab. Die K?mpfer n?herten sich an und blieben stehen. Von der Mauer herab rief ihnen ein Mann nun zu: ?Preiset die M?rtyrer!“ Die Reiter blickten hinauf und erwiderten alle den Gru? mit gleichen Worten. Dann wurde ihnen das Tor ge?ffnet und sie betraten die Kaserne. Das Bild hier war, wie es zu erwarten war: Viel Blut viele Tote. Doch der Feind war ihnen erlegen. Sie hatten gesiegt! Sie stiegen ab und Tassilo ging ins Hauptgeb?ude hinein. Dort bekam er dann einen Zustandsbericht. ?Der Kommandant der Garnison hat sich nicht ergeben, aber es gab einige wenige seiner Soldaten, die das entgegen seinen Befehlen trotzdem taten. Wir hatten viele Verluste, aber das war ohnehin klar. Im Rest der Metropole konnten wir bisher nichts machen, weil wir zu wenig Mann dafür hatten. Deshalb sind jetzt sicher schon einige Regimegetreue geflohen.“ Tassilo nahm die Worte mit ernstem Blick zur Kenntnis. Dann antwortete er: ?Ja, tut mir leid, dass wir so sp?t erst gekommen sind. Sieht fast so aus als h?ttet ihr uns gar nicht gebraucht!“ Auf seine eigene Aussage musste er nun lachen.
Dann stand der n?chste Punkt an. Der Feldmarschallleutnant sandte seine Leute aus, die Stadt zu patrouillieren und abzusichern. Auch schickte er einen Boten zum Rathaus, um den Stabschef über die Lage in Kenntnis zu setzen. Unterdessen betraten Wenzel und August nun das Rathaus. Der Magier hatte einfach das Erklimmen der Stiegen übersprungen, indem er bis zum obersten Stiegenabsatz einfach hinaufflog. Bei einem Eingangstor, das offenbar für Riesen entworfen wurde, schritten sie hinein. Das Metall ihrer Rüstungen klimperte mit jedem Schritt, den sie taten, auf den Marmorfliesen. Als sie zwischen riesigen S?ulen in die gro?e Empfangshalle einzogen, kam ihnen ein Soldat mit v?llig zerzausten Haaren und einem blutigen Schnitt im Gesicht entgegen. Er erkannt sie und rief ihnen zu: ?Preiset die M?rtyrer!“ Die Ank?mmlinge erwiderten die Gru?formel auf gleiche Weise. Dann kamen sie n?her zu dem Mann heran. Dieser salutierte und sagte dann: ?Ich kann Ihnen berichten, dass der Kaiserpalast unter unserer Kontrolle ist, eure Hoheit!“ Wenzel reagierte nicht, weil er nicht gewohnt war mit so etwas umzugehen. August übernahm sogleich für ihn und sagte: ?Sehr gut! Wie sind die Verluste?“ – ?Passabel.“ – ?Und habt ihr alle erwischt?“ – ?Ein paar sind entkommen, aber alle wichtigen Diener des alethischen Regimes sind in unserem Gewahrsam!“
Mit dieser Sachlage war der Befehlshaber dieser Operation in Meglarsbruck zufrieden. Die vier, also August, Wenzel, Brahm und Ferenc lie?en sich dann in einen Raum führen, in dem die Gefangenen gehalten wurden. Als sie das Zimmer betraten erkannte Wenzel sogleich den Bürgermeister, Anshelm Hagen, der mit gefesselten H?nden und Fü?en neben seiner Frau auf dem Boden sa?. Bei ihnen waren eine gro?e Menge an anderen Angestellten, Dienern und sogar ein paar Würdentr?ger.
?Erstens nehmt ihr Kontakt zu Feldmarschallleutnant Tassilo auf und zweitens will ich, dass ihr die ganzen Adeligen und Anh?nger des Regimes zusammentreibt und hierherbringt!“, befahl August nun seinen M?nnern. Aus seiner Tasche holte er dann eine R?hre hervor. In dieser war eingerollt ein Stück Pergament, das die wichtigsten Namen Regimegetreuer aus Meglarsbruck auflistete! Er hatte diese Namen durch seine Informanten in langer mühseliger Arbeit zusammensammeln lassen. ?Die Tore der Stadt schlie?t ihr dafür wieder, damit uns keiner von ihnen durch die Lappen geht!“, fügte er noch hinzu. ?Zu Befehl!“, kam es zurück. Im Palast konnte man ein paar Niedergestreckte am Boden liegen sehen, aber nichts, was man als exzessiv bezeichnen k?nnte. Bisher wenigstens nicht! Nach dem, was der Stabschef soeben beordert hatte, war sich Wenzel nicht mehr so sicher, ob das so bleiben würde. Er wusste durch Theodor vom Grund, warum August für die M?rtyrer arbeitete, und er war sich auch bewusst, dass er August immer noch nicht so wirklich auf einer pers?nlichen Ebene kannte. Ihm würde er alles hier zutrauen, vor allem, nach dem, was er gerade aus dessen Mund geh?rt hatte.
Nun koordinierten sich die Streitkr?fte der Revolution?re in der Stadt. Bald schon kam Kunde von Tassilo, dass sie die Kaserne hielten und nun die Stadt Stück für Stück durchk?mmten und absicherten. Durch ihre versp?tete Ankunft hatten sie sehr viel von den K?mpfen vers?umt. Die meisten feindlichen Soldaten hatten sich bereits ergeben oder waren besiegt worden. Der Kampf war insgesamt also wesentlich weniger verlustreich als erwartet ausgefallen. Auch vermerkte der Feldmarschallleutnant, dass ihnen die Pulverkammer unversehrt in die H?nde gefallen war, inklusive Kanonen. Das war eine Riesensache! In ganz Kaphkos gab es nur eine einzige Salpetermine. Nachdem Salpeter zur Herstellung von Schwarzpulver unabdingbar wichtig war, war dieses Kriegsmaterial in nur sehr geringen Mengen vorhanden. Doch sie hatten nun einen erheblichen Teil von den Reserven dessen im Reich erbeutet. Die M?rtyrerbrigaden hatten nun ihre alte Hauptstadt zurückerobert und das war ihnen einfacher gefallen als sie es sich gedacht hatten. Dies war ein fulminanter Anfang für den Krieg!