Es war die ausgemachte Uhrzeit, im ausgemachten Raum. Alle waren hier, inklusive dem ?Helden“ der Zeemark, welcher von Guntram, dem Schatzmeister, misstrauisch be?ugt wurde, als er in seinem Sessel lehnte. Eine war aber nicht anwesend, n?mlich ihre Majest?t! Vor dem Raum hatten sie eine Wache positioniert, um sicherzustellen, dass sie auch niemand belauschte. Es wehte heute ein starker Sturm drau?en, der enormen L?rm verursachte. Der geheime Rat hatte begonnen und Gabriela übernahm seinen Vorsitz. In leisem Ton begann sie zu sprechen: ?Meine Herren, ich glaube ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir hier ein sehr gro?es Problem vor uns haben. Stimmen sie mir da zu?“ Viele der M?nner nickten, unter anderem auch Gawein, welcher nun auch schon über die gestern verlautbarten Entscheidungen der K?nigin informiert worden war. Aber nicht alle hatten die Frage best?tigt. ?Ich m?chte Sie hiermit bitten, ihre Zustimmung mit einem Heben des Daumens zu signalisieren oder mir mitzuteilen, wenn dies nicht so ist! Wir brauch hier heute Harmonie und Zusammenhalt“, verwies diese die Anwesenden daraufhin. Infolge gaben ihr alle einen Daumen nach oben.
Sie setzte ihre Ausführungen fort: ?Ich habe die Angelegenheit bereits mit dem Herrn Feldmarschall Etzel besprochen. Die Mobilisierung nun zu stoppen, wie es ihm von Ihrer Majest?t aufgetragen wurde, w?re ein fataler Fehler.“ Etzel hob seine Hand, um sich pers?nlich zu erkl?ren. Die Vorsitzende gab ihm das Wort. ?Nicht nur würde eine Stornierung der vorangegangenen Befehle nur für Verwirrung bei den Landesherren und deren Untertanen stiften, vor allem da diese ja ebenso die Schwere der Situation verspüren, sondern auch würde das Auslassen des Heerbanns dem Feind wertvolle Zeit geben, um sich noch mehr vorzubereiten. Wir würden hinterherhinken und immer nur auf deren Handlungen reagieren. Das ist eine strategische Fahrl?ssigkeit, die ich unm?glich zulassen kann.“ Alle blickten den Feldherren ernst an. ?Ich habe daher aus Notwendigkeit und aus der Ernsthaftigkeit der Lage heraus entschieden, die Befehle Ihrer Majest?t nicht auszuführen!“ Die Versammelten sa?en alle still da. Sie hatten sie so etwas ?hnliches von diesem Treffen bereits erwartet.
?Ich bin der Meinung, dass unser ehrenwerter Feldmarschall recht hat“, legte Gabriela dann ihre Haltung offen. ?Wer stimmt dem noch zu?“ Es dauerte ein wenig, aber schlie?lich gaben alle ihre Daumen. Ein kaum merkliches Grinsen wanderte da über die Lippen der K?nigsberaterin. Jetzt war ihr gro?er Moment gekommen! ?Wie es bereits fünf der Hier-Anwesenden bekannt ist, gibt es eine Verbindung zwischen dem neuen Hexerkaiser, den die Melgaristen für sich erw?hlt haben und ihrer Majest?t.“ Die, die noch nicht eingeweiht waren, bekamen nun sehr gro?e Augen. ?Der Erkorene, wie diese Ketzer ihn nennen ist, der erstgeborene Sohn unserer K?nigin, Wenzel von Sorenstein!“ Einer der Minister erstickte nun fast an einem Glas Wasser, von dem er gerade trank und brauchte kurz, um sich wieder einzukriegen. Dan fuhr die Frau fort: ?Für mich ist es ohne Zweifel der wahre Grund, warum ihre Hoheit mit den Ketzern verhandeln m?chte. Sie will ihren Sohn zurück haben. Doch solch eine Entwicklung w?re das Ende von allem, was uns heilig ist! Der Junge h?tte das Erbrecht laut der Primogenitur. Und selbst wenn ihre Hoheit zustimmen würde, dass Maximilian an dessen statt der Thronerbe sein würde, so h?tten wir dennoch diesen D?mon am Hofe!“
Eine gewaltige Windb?e erschütterte in dem Augenblick die Fenster des Raumes so stark, dass sich alle diesen zuwandten, in Sorge, dass sie eventuell zerbersten k?nnten. Die Frau fuhr aber gleich wieder fort. ?Au?erdem sei hier gleich noch eine weitere Frage an die Herrschaften gestellt. Glauben Sie wirklich, dass der junge Maximilian dazu in der Lage oder überhaupt willens ist, die Rolle des Herrschers über Ordanien und den Ordanischen Bund zu übernehmen? Wer tats?chlich glaubt, dass dieser Nichtsnutz irgendwas taugt, der m?ge dies bitte mit einem Handzeichen kenntlich machen.“ Sie wartete kurz, aber niemand hob seine Hand. Diese Sache war ideal für sie verlaufen. Nun kam der Moment der Entscheidung. Die Dame r?usperte sich wandte sich and die Runde:
?Wer von Ihnen hier, glaubt, dass dieses Haus noch legitim ist, nachdem Sie nun wissen, dass ein Hexer Teil dessen Stammbaums ist?“ Jeder wusste was diese Frage bedeutete. Gabriela fragte nochmal mit Nachdringlichkeit: ?Bitten tun sie ihre wahre Meinung kund. Wer jetzt nicht spricht, der m?ge für immer schweigen!“ Die Anwesenden schauten sich gegenseitig an. Es herrschte eine erdrückende Stille im Raum. Gabriela stand weiterhin da und schaute mit kühlem Blick umher. Keiner hatte die Hand gehoben. Es war beschlossen! Die kommenden Tage würden ebenso recht stürmisch werden.
Bald darauf waren K?nigin Katharina und Maximilian Junior Geschichte. Sie würde nie mehr die Geschicke der Alethischen Kirche und der Machteliten des Systems unterwandern, das stellten diese sicher! Der Fehler ihre Majest?t war gewesen, dass sie die Macht der Indoktrination untersch?tzt hatte. Für jene, die mit den Lehren des Alethismus aufgewachsen waren, war ein Kompromiss mit den Altgl?ubigen ausgeschlossen und sogar undenkbar. Ihre pragmatischen Handlungen hatten daher einen Tabubruch dargestellt, den man zu korrigieren bestrebt war. Es konnte keine Toleranz geben und konnte auch keine nationale Auss?hnung geben. In den Augen des Fanatismus wurde dieses und jedes Szenario zu einem Kampf um alles oder nichts! Für gewitzte politische Spielchen, in denen Ihre Majest?t durchaus bewandert war, gab es hierbei keinen Platz! Und all dies fand im Angesicht dessen statt, dass Wenzel wom?glich tats?chlich ?formbar“, also offen gegenüber einer cleveren Manipulation gewesen w?re. In Anbetracht seiner frühen Erziehung, war es alles andere als eindeutig, dass dieser tats?chlich von seiner überzeugung her aufseiten der Revolution?re war. Obgleich die M?rtyrerbrigaden radikal ideologisierte Widerstandsk?mpfer waren, sie h?tten dennoch auf Wenzel, ihren Auserw?hlten, vertraut. M?glicherweise h?tte Katharinas Vorgehensweise klappen k?nnen. Doch all dies war nun aus und vorbei. Das alte K?nigshaus lag verscharrt unter der Erde!
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Die Ankündigung des neuen Herrschers würde allerdings einige Konsequenzen haben. Als der Palast die Nachricht aussandte, dass Lucius Cornel der n?chste K?nig sein würde, mit seiner Mutter Gabriela Cornel als dessen Regentin, bis zu dessen Vollj?hrigkeit, gingen Schockwellen durch das Land. Die St?nde und auch viele der Adelsh?user waren emp?rt über einen solchen Putsch. Ihre Emp?rung w?re wom?glich geringer ausgefallen, h?tten sie von den Gründen der Putschisten gewusst. Es h?tte aus Sicht des Kronrates jedoch einen schlechten Eindruck gemacht, der von Schw?che zeugte, wenn sie in der Verkündigung der neuen Herrscherin eine lange Rechtfertigung dessen beigelegt h?tten. Somit nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Lucius wurde zum künftigen Marionettenherrscher der Alethischen. Dies fand auch seinen Ausdruck darin, das bald darauf der Kronrat eine Beschr?nkung der Machtbefugnisse des K?nigs beschlossen! Es war der erste Schritt zu einer konstitutionellen Monarchie und ein weiterer Schritt in den Abgrund für Ordanien!
Viele Adelsh?user und Landesherren begannen nun aber ihren Zweifel an der Legitimit?t des neuen Regimes Ausdruck zu verleihen, indem sie die Musterung von Truppen stoppten. Sie widersetzten sich den Herren in Greifenburg zwar nicht aktiv, jedoch taten sie schlicht und einfach gar nichts! Technisch gesehen war dies auch eine Art der Befehlsverweigerung oder Rebellion, obgleich die hohen Herren nicht wirklich vorhatten wirklich den Aufstand zu üben. Die meisten zumindest…. Der Bote, den Katharina zu den M?rtyrern geschickt hatte, würde übrigens nie ankommen. Er wurde bald schon von den Seinen abgefangen und eliminiert. Dies verhinderte natürlich nicht, dass Kunde über den Palastcoup bald auch schon die M?rtyrerbrigaden erreichte.
?Hahaha! Was für gro?artige Nachrichten!“, frohlockte Theodor da, welcher gew?hnlich nie seine Freude so offen zeigte. An dem Tag, wo diese Information sie erreichte, waren die M?rtyrer fast schon ekstatisch vor Freude. So schmissen ein Fest und hielten eine gemeinsame Messe, zur Danksagung an ihren Herrn, ab. Für die Revolution hie? es nun: ?Volle Kraft voraus!“, und das Regime heizte das weiter an! Selbstverst?ndlich war auch Wenzel freudig am Mitfeiern. Gemeinsam a?en und tranken die Jungs bis in die Nacht hinein. Als sich der junge Mann an diesem Abend dann sp?t zu Bette ging und in die Welt der Tr?ume entschwand begann er wieder Dinge zu sehen.
In seinem ersten Traum flog Wenzel durch einen finsteren Himmel, mit dicken Gewitterwolken. Lauter Donnergrollen war zu vernehmen und hie und da zuckten Blitze in der Ferne hinunter. Unter sich konnte er ein Schachbrett sehen. Es hatte eine unübliche Anzahl an Figuren darauf aufgestellt. Lediglich die schwarze K?nigin mit fünf schwarzen Springern waren auf der einen Seite, w?hrend ein wei?er K?nig mit einem einzelnen wei?en Springer auf der anderen Seite platziert waren. Wenzel, der in diesem Wachtraum bei vollem Bewusstsein war, konnte sich genau erinnern einen sehr ?hnlichen Traum schon einmal gehabt zu haben. Er achtete aber nicht darauf, wo er hinflog, und kam direkt in eine dicke Wolke hinein. Diese führte ihn zur n?chsten Vision.
Als die Dunkelheit sich um ihn herum lichtete, war er in sehr gro?en Raum, also eigentlich einem Saal. Der Boden und die W?nde waren alle aus gro?en, schweren Steinen und alles war hell beleuchtet durch eine Menge an gro?en Fenstern. Weit vor ihm an der Wand sa? eine Frau mit langem brünettem Haar. Sie war dort angekettet und hatte ihm ihren Rücken zugekehrt. ?Hallo! Wer bist du?“, fragte der Bursche, w?hrend er langsam auf diese zuging. Zuerst kam nichts von ihr zurück, doch als er nochmals fragen wollte, wimmerte diese mit leiser, weinerlicher Stimme: ?Hilf mir, bitte! Hol mich hier raus!“ Der Junge schritt sofort zur Tat und begann in ihre Richtung zu laufen. Als er sich ihr immer mehr ann?herte, konnte er sehen, dass sie eine wundersch?ne Fee war. Eine Fee in Ketten. Ihr Gesicht konnte er aber immer noch nicht sehen. Er lief und lief, aber der Raum war riesig und sie war sehr weit entfernt. Urpl?tzlich fiel ihm etwas auf den Kopf und er blieb abrupt stehen. ?Ding, ding, ding!“, klimperte es hinter ihm. Der junge Mann drehte sich um und hob eine kleine Münze vom Boden auf. Er betrachtete diese verwirrt. Schnitt! Der Traum war zu Ende und Wenzel riss es aus dem Schlaf.
?Was zum ….“, sagte Wenzel im Selbstgespr?ch. Er setzte sich in seinem Bett auf. Es war noch immer stockfinstre Nacht. Nun musste er überlegen. Was waren diese Visionen? Er hatte bereits Visionen gehabt, die ihm fast eins zu eins die Zukunft gezeigt hatten, auch wenn er nicht wusste, wann sie eintreten würden. Aber manchmal hatte er auch F?lle wie diesen gerade. Entweder war es irgendeine Verzerrte Abbildung der Dinge, die passieren würden, also wie eine Art Gleichnis, oder aber es war ein Hirngespinst ohne Bedeutung. Der Junge wusste nicht, was er glauben sollte. ?Eine schwarze K?nigin und fünf Springer…….eine Fee in Ketten…..“, er lie? sich die Sache durch den Kopf gehen, hatte aber keine Ahnung, was dies bedeuten k?nnte. Eines Tages würde er es wissen.